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Allenstein in Ostpreußen
 

Allenstein – bis 1945 Stadt in der preußischen Provinz Ostpreußen – geht auf baltische Ursprünge zurück.
Am Fluß Alle gelegen, zählt die Stadt zur historischen Region Ermland.

 

Nachdem der Deutsche Orden mit Segen des römisch-deutschen Kaisers und des Heiligen Stuhls nach 1226 das baltische Preußen in Besitz genommen hatte, schuf er binnen weniger Jahre ein dynamisches Staatswesen. In kurzer Zeit entstanden Burgen, Städte sowie vier Bistümer, darunter die Diözese Ermland. Auf Initiative des ermländischen Domkapitels erfolgte im Rahmen des mittelalterlichen Landesausbaus die Gründung einer Siedlung am Fluss Alle. Ihre ersten Bewohner waren deutsche Siedler, die in der Hoffnung auf eine bessere Zukunft nach Osten aufgebrochen waren. 1353 erhielt die Siedlung das Stadtrecht nach kulmischem Recht. Auf dem ältesten Stadtsiegel Sigillum Civitatis Allenstein erkennt man den heiligen Jakobus mit Pilgerstab in der Rechten und Pilgermuschel – die auch Symbol für den Jakobsweg geworden ist – in der linken Hand. Auch heute ziert der heilige Jakobus das Stadtwappen und ihrem Stadtpatron Sankt Jakobus ist ebenfalls die ehemalige Stadtpfarrkirche und heutige Kathedralbasilika geweiht.

Allenstein entstand im Schutz der Ordensburg, die bis heute mit ihrem großen Bergfried das Stadtbild prägt. Die Burg diente dem Bischof zur Verwaltung des Hochstifts Ermland als weltliches Territorium. In der Funktion eines Domkapitulars lebte Nikolaus Kopernikus ab 1516 mehrere Jahre in der Allensteiner Burg. Sein astronomisches Hauptwerk De revolutionibus orbium coelestium (Nürnberg 1543) sollte das mittelalterliche Weltbild nachhaltig verändern.
 

Nach dem Zweiten Thorner Frieden 1466 stellte sich das Bistum Ermland unter die Krone Polen-Litauens. Damit sicherte sich der Bischof einen Sonderstatus, wodurch das Ermland anders als das 1525 gegründete Herzogtum Preußen auch nach der Reformation katholisch blieb. Nach der preußischen Standeserhöhung 1701 fiel das katholische Allenstein mit dem gesamten Ermland schließlich unter Friedrich II. an das Königreich Preußen. Wenige Jahre später hinterließen die Napoleonischen Kriege eine Spur der Verwüstung, von deren Folgen sich die Provinz nur schwer erholte. Erst nach der Reichsgründung 1871 sollte die Stadt eine neue Blüte erleben, die auch der wenig später erfolgte Eisenbahnanschluss beförderte. Schließlich wurde Allenstein 1905 Sitz des Regierungspräsidiums für den gleichnamigen Bezirk. Die positive Entwicklung wurde durch den Ersten Weltkrieg jäh unterbrochen, als Ostpreußen als einzige deutsche Provinz zum Kriegsschauplatz wurde. Hunderttausende flohen vor den russischen Armeen, weite Teile der Provinz versanken in Schutt und Asche. Schließlich gelang dem deutschen Militär die Rückeroberung, wofür insbesondere Generalfeldmarschall Hindenburg als „Retter Ostpreußens“ mythische Verehrung zu Teil wurde.

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Kaiserstrasse im Jahr 1914

Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs formulierte das wiedererstandene Polen territoriale Ansprüche auf Ostpreußen. Daraufhin bestimmte der Versailler Friedensvertrag für den 11. Juli 1920 eine Volksabstimmung über das zukünftige Schicksal des südlichen Ostpreußen, das als Abstimmungsgebiet Allenstein bekannt wurde. Die Stadt Allenstein votierte mit einer Mehrheit von 16.740 Stimmen für einen Verbleib bei Deutschland, 340 votierten für Polen.
    

1933 begann in Allenstein der NS-Terror. Die jüdische Gemeinde, eine der größten in der Provinz Ostpreußen, sah sich Verfolgung, Vertreibung und schließlich Vernichtung ausgesetzt. 1942 wurden die letzten Allensteiner Juden in den Tod deportiert. Ein Zeugnis des einst blühenden jüdischen Lebens symbolisiert die Kapelle Bet Tahara auf dem Allensteiner jüdischen Friedhof. Sie entstand 1913 nach einem Entwurf des weltberühmten Architekten Erich Mendelsohn, der dadurch seine Verbundenheit zu seiner Heimatstadt Allenstein zum Ausdruck brachte. Heute ist sie liebevoll saniert und ein kulturelles Zentrum der Stadt, getragen von der Kulturgemeinschaft Borussia.

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Schillerstrasse im Jahr 1907

Nach der sowjetischen Offensive Mitte Januar 1945 wurde Allenstein zum Kriegsschauplatz. Die ostpreußische Zivilbevölkerung versuchte, durch Flucht zu entkommen, doch nach der Eroberung der Stadt am 22. Januar 1945 erlebte die verbliebene deutsche Bevölkerung Verfolgung und Gewalt. Obwohl Allenstein fast unzerstört in sowjetische Hände fiel, brannten große Teile der Altstadt bis März 1945 nieder. Schließlich wurde die Stadt – die nunmehr offiziell den polnischen Namen Olsztyn trug – gemeinsam mit dem südlichen Teil Ostpreußens unter polnische Verwaltung gestellt. Die verbliebene deutsche Bevölkerung wurde vertrieben oder konnte als sogenannte Autochthone in ihrer Heimat verbleiben. Zugleich kamen polnische Neusiedler, unter ihnen viele Vertriebene aus den an die Sowjetunion abgetretenen polnischen Ostgebieten.

Nach dem Ende der kommunistischen Herrschaft erlebte Allenstein eine neue Blüte. Die Stadt wurde Zentrum der 1999 neu geschaffenen Region Ermland-Masuren. Zeitgleich erfolgte die Gründung der Universität Ermland-Masuren. Der Großraum Allenstein ist heute ein dynamisches
Regionalzentrum mit etwa 250.000 Einwohnern und ist mit Abstand die größte Stadt im polnischen Teil des einstigen Ostpreußen.

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© Findeisen Uhren
 

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St. Jakobikirche

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